„Bleib mir fern!“

Das müssen die Worte sein, die mir der Wald schon aus der Ferne entgegen gerufen habe musste. Nur hab ich sie nicht rechtzeitig verstanden.

Schnurstracks bin ich, wie jeden Sonntagmorgen, die zehn Kilometer zu unserem allwöchentlichen Treffpunkt bei Mutter Wehner in die Haard gefahren, um eine schöne Trailrunde mit meinen Kumpels zu fahren.

Schon auf der Hinfahrt hatte ich ungewöhnlich viel Holzwerk aus dem Hinterbau meines Bikes zu ziehen. Unter bestimmten klimatischen Bedingungen muss Aluminium wohl magnetisch auf feuchtes Holz wirken. Man sollte darüber mal eine Dissertation in Auftrag geben, dachte ich mir. Wahrscheinlich würden daraus fundamentale physikalische und revolutionäre neue Erkenntnisse resultieren, die die Fachwelt in Erstaunen versetzen würde.

Wie dem auch sei, wenn du dies vorher erkennst, dreh um solange dich deine Kumpels noch nicht gesehen haben. Ich habe es nicht wahrgenommen (stumpfsinniger Nixmerker), also bin ich selbst schuld.

Am Treffpunkt hat unser Trailscout Peter heute den Fischermans-Trail ausgerufen. Das heißt: „Ist er zu stark….“. Die Tour bietet auf 11 km alle technisch anspruchsvollen Anstiege und Abfahrten des Stimbergs und der umliegenden Höhen, also alle Schweinereinen die die Haard so zu bieten hat.

Wie dem auch sei, der Wald sagt nein und ich will es nicht wahrhaben.

Schon an einem der ersten rutschigen Anstiege verfängt sich wieder ein etwa daumendicker Zweig im Hinterbau meines ach so geliebten Bikes. Ich will es nicht wahrhaben, denke es fällt von allein ab wie Schuppen und kurbel kraftvoll gegen den Wiederstand des Gehölzes an. Kurz vor Erreichen des Climax dreht mein Hinterrad im aufgeweichten Boden durch und ich muss doch absteigen. Die Zweige haben sich schon in meine Kassette eingefressen und das Schalten war durch das übrige Gemüse auch nicht mehr möglich. Wie entfesselt konnte ich nach einer kleinen Harry-Houdini-Einlage sofort wieder antreten.

Der endgültige Ausstieg aus der gemeinsamen Ausfahrt kam an der Abfahrt, die Peter liebevoll „den Harvester“ nennt. Eine Abfahrt, die jüngst von einer brachialen Forstmaschine in den Wald gefräst wurde. Auf diesem nun von uns annektierten Trail zerbröselte mein Schaltwerk dermaßen, dass nur noch ein verbeulter und verbogener Klumpen übrig blieb.

Stephan Große und Jörg Freitag stehen Volker tatkräftig zur Seite
Stephan Große und Jörg Freitag stehen Volker tatkräftig zur Seite

Dank meiner Freunde und aufgrund früherer ähnlicher Erfahrungen konnte ich kurzerhand das Schaltwerk ausbauen und die Kette kürzen, um mit dem letzten verbliebenen Gang vom Stimberg bis nach Marl-Hüls (10km) nach Hause zu fahren (mittleres Blatt, mittlerer Gang, achtet nur auf einen geraden Lauf und die richtige Länge der Kette).

Die Couch ist am Sonntag auch schön!

Bis bald im Wald

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